Ein Vortrag im Rahmen des 2.Symposiums Informatisches Lernen zum Verstehen der digitalen Medienwelt
an der Bergischen Universität Wuppertal
am 1. Februar 2019
Digitalisierung mit Augenmaß
Digitale Transformation ist ein Paradigmenwechsel, der alle Lebensbereiche erfasst und verändert. In politischen Verlautbarungen (KMK-Papier, Masterplan Digitalisierung Niedersachsen etc.) werden vor allem die positiven Entwicklungspotentiale herausgestellt. Als Risiken sind lediglich Datenschutz und Cyberkriminalität benannt. Unerwähnt bleibt, dass wir uns auf eine Welt zubewegen, die mit Mitteln der Digitalisierung die Errungenschaften der Aufklärung zurücknimmt: Ihr Ziel ist der vorhersagbare, in jeder Hinsicht vermessene Mensch, damit wird möglicherweise zugleich das Ende der offenen Gesellschaft angestrebt. (Vgl. Hofstetter; Ende der Demokratie; Zuboff, Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus; Strittmatter, Die Neuerfindung der Diktatur)
Solche Positionen müssen bei jeglicher Umgestaltung von Schule einbezogen werden. Jedes durchgreifende Veränderungsmanagement darf Schule als kritische und nicht affirmative Sozialisationsinstanz nicht antasten. Sie sollte auf die von außen an sie herangetragenen Erwartungen mit hochselektivem Vorgehen reagieren: sich Innovation, die besseren Unterricht ermöglicht – pädagogisch, didaktisch und methodisch – öffnen, zugleich aber den Blick schärfen für die Abgründe. Wesentlich ist auch die ganz pragmatische Frage nach den Akteuren des geplanten Wandels. Unter ihnen sind Vorreiter, von deren Good-practice-Beispielen andere lernen können. Nicht durch Anordnungen (Push-Faktoren), sondern durch motivierende Fortbildungs-Initiativen (Pull-Faktoren). Nur so kann eine breite Entwicklung erreicht werden, die letztlich aber eines Generationenwechsels bedarf.
Weitere Maßnahmen:
- Erweiterung des curricularen Rahmens durch Medienausbildung und Medienpraxis, die gute Unterrichtssettings festschreibt. Dafür sind begleitend weitere Untersuchungen erforderlich, die zeigen, welche Apps, Programme und unterrichtlichen Verfahren einen didaktischen Mehrwert im Hinsicht auf Motivation, Schüleraktivierung, Erkenntnisqualität und Ergebnistiefe haben.
- Fortbildungen als Praxis-Workshops: „Visible learning“: von Lehrkräften für Lehrkräfte.
- Informationen zu Datenschutz und Folgen der Dominanz digitaler Lernsysteme, die als Schutz des Schülers im extremsten Fall eine Abkoppelung vom Netz erfordern.
- Digitalkritik als neuer curricularer Schwerpunkt. Ziel: umfassende Aufklärung über die Entmündigungsstrategien der Digitalkonzerne; Ankerfächer z.B.Informatik, Politik-Wirtschaft, Philosophie.